Bausteine der integrativen Lerntherapie

Diagnostik und TherapieplanungDie Diagnose von Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten ist zuerst Aufgabe von Schulpsychologen, Kinder- und Jugendlichen-Psychiatern oder anderen diagnostischen Fachstellen zum Beispiel sozialpädiatrischen Zentren. Am Beginn einer Lerntherapie steht immer eine sorgfältige Anamnese, bei der neben der Schilderung der Lernschwierigkeiten und ihrer Entwicklung auch bereits unternommene Lösungsversuche und die Interessen und Ressourcen der Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt stehen. Aufgrund  mitgebrachter Diagnostik-Berichte sowie weiterer förderdiagnostischer Bausteine und der qualitativen Analyse mitgebrachter schulischer Arbeitsproben wird ein individueller Förderplan erarbeitet und mit der Familie besprochen.
Aufbau von MotivationFür den Aufbau von Motivation hat sich in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen der lösungsorientierte Ansatz besonders bewährt. Aufbauend  auf den aktuellen  Lebensplänen und Lernzielen der Kinder und Jugendlichen werden gemeinsam mit ihnen Therapieziele vereinbart und in kleinere Teilziele gegliedert. Schrittweise werden Erfolge erfahrbar gemacht und Selbstvertrauen und Motivation wieder gestärkt. Spielerische Übungsformen und ansprechendes Therapiematerial erhöhen außerdem die Lust am Lernen. Wann immer es möglich ist, werden dabei Vorlieben und Interessen sowie Stärken der Kinder und Jugendlichen in die Arbeit einbezogen.
Therapie von Lese- und/oder Rechtschreibstörungen Die Förderung von Rechtschreiben und/oder Lesen setzt auf dem Leistungsniveau an, auf dem das Kind bzw. die/der Jugendliche gerade noch erfolgreich ist. Fanden sich in der Diagnostik Hinweise auf Lücken in Basis- oder Vorläuferfähigkeiten des Lesens und Rechtschreibens wie zum Beispiel phonologischer Bewusstheit, auditiver oder visueller Merkfähigkeit oder graphomotorischer Fertigkeiten, werden sie in der Therapie nach Möglichkeit mitberücksichtigt beziehungsweise bei starker Ausprägung der Defizite in diesem Bereich die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit ergotherapeutischen und logopädischen Einrichtungen angestrebt. Stufenweise werden dann die Rechtschreibkompetenzen aufgebaut:
    • Kenntnis von Lauten und Buchstaben
    • Die alphabetische Strukturierung von Wörtern
    • Orthographische Regeln
    • Morphematisches Verständnis der Sprache
    • Aufbau eines Merkwort-Speichers
Die Leseförderung führt vom sicheren Erkennen der Grapheme und Silben über die Silbensynthese und das Lesen einfacher Texte bis hin zum flüssigen Lesen, gut betontem Vorlesen und Leseverständnis- Training.
Therapie von RechenstörungenAuch in der Dyskalkulie-Therapie setzt die Arbeit auf der Stufe ein, die das Kind gerade noch beherrscht und geht dann schrittweise weiter. Kinder, die von Rechenstörungen betroffen sind, rechnen oft bis in höhere Klassenstufen zählend. Ziel der Therapie ist es, ihnen ein umfassendes Zahlenbegriffsverständnis mit ordinaler, kardinaler und relationaler Zahlbedeutung und einer Teil-Ganzes-Struktur, das Begreifen des Dezimalsystems sowie ein sicheres Operationsverständnis von Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division in wachsenden Zahlenräumen zu vermitteln. Dabei ist wichtig, dass die Kinder lernen, in der Mathematik zwischen Handeln mit Material, Veranschaulichung mit Strukturierungshilfen, abstrakt mathematischer Darstellung mit Gleichungen und Versprachlichung in Form von Rechengeschichten hin und her zu übersetzen. Auf diese Weise erwerben sie ein sicheres Wissen über die Strukturen der Mathematik und flexible, geschickte Rechenstrategien. Weitere Bereiche der Dyskalkulie -Therapie sind Sachrechnen, Umgang mit Maßen, Zeit und Geld sowie die Geometrie.
Vermitteln von LerntechnikenGerne beraten wir Schüler, die am Lernen scheitern, weil ihnen geeignete Planungs-, Organisations- und Lernstrategien fehlen. Kinder und Jugendliche, die von Lese- und Rechtschreib- oder Rechenstörungen betroffen sind, können häufig ihre Aufmerksamkeit nicht gezielt steuern und sich nicht auf die wesentlichen Lerninhalte konzentrieren. Oft gehen sie an Aufgaben unstrukturiert und planlos heran und haben keine geeigneten Lerntechniken entwickelt. Es ist in solchen Fällen notwendig, den Schüler/innen bei der Organisation von Arbeitsplatz und Lernzeiten zu helfen und Lernstrategien und -techniken mit ihnen einzuüben.  Eine spezielle ADHS/ADS-Therapie bieten wir aber nicht an.
Psychologische Unterstützung bei LernstörungenDie Grundhaltung unserer lerntherapeutischen Arbeit orientiert sich an den Konzepten der humanistischen Psychologie und der lösungsorientierten Beratung.  Das Kind als ganze Person steht im Mittelpunkt und soll die Lerntherapie als angstfreien Raum erleben, wo es völlig unabhängig von seinen Leistungen gesehen und geachtet wird. Fragen und Fehler sind hier als notwendige Lernschritte erlaubt, ja willkommen. Häufig bringt schon diese Grundhaltung Lernen als Wachstumsprozess neu in Gang.  Verletztes Selbstvertrauen wird gestärkt und die Freude am Lernen wieder geweckt. Weil es speziell Kindern und Jugendlichen schwer fällt, Ängste und Widerstand sprachlich zu äußern und zu reflektieren, ist für sie das Angebot lösungsorientierter kreativer Verfahren wie Skalierungstechniken, Visualisieren mit Bildern und Symbolen sowie der Einsatz von Metaphern und Geschichten ein guter Weg sich auszudrücken und Lösungswege zu finden. Darüber hinaus kommen auch verhaltensmodifizierende Elemente wie Lob und Verstärkung sowie Lernen am Modell zum Einsatz.
Lösungsorientierte Beratung mit Eltern und UmfeldEltern haben, wenn ihr Kind zur Lerntherapie kommt, oft  genau wie dieses einen weiten entmutigenden Weg hinter sich. Häufig haben sie lange und mit großem persönlichem Einsatz versucht, das Problem durch vermehrtes Üben mit dem Kind in den Griff zu bekommen. Die daraus resultierenden Hausaufgaben- und Lernkonflikte haben die familiären Beziehungen unter Umständen sehr belastet. Ziel der lerntherapeutischen Intervention ist es in solchen Fällen, die Eltern zu entlasten und sie darin zu unterstützen, für die Be- und Erziehungsprobleme Lösungen zu entwickeln, die für ihre individuelle Situation passen. Die Eltern werden außerdem regelmäßig über den Therapieverlauf informiert und das weitere Vorgehen wird mit ihnen besprochen. Grundsätzlich zielt integrative Lerntherapie darauf, möglichst viele Kräfte und Ressourcen im Umfeld eines Kindes zu mobilisieren, die seine positive Entwicklung unterstützen können. Deshalb ist auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Lehrern, Kinderärzten und eventuell weiteren Therapeuten und Bezugspersonen des Kindes oder Jugendlichen wichtiger Bestandteil der Arbeit.
Therapeutisches Angebot für erwachsene LegasthenikerGerne sind auch erwachsene Betroffene bei uns willkommen. Lernen ist aus unserer Sicht ein lebenslanger Prozess und ein Neustart jederzeit möglich.
Zusatz-Angebot: Kreatives SchreibenWie Malen und Musizieren ist auch Schreiben eine schöpferische Ausdrucksform. Eigene Texte zu schreiben, eröffnet der Phantasie einen Spielraum, schult die Sprachkompetenz und ist für viele Kinder und Jugendliche mit großem Spaß verbunden. Über die Lernförderung und Lerntherapie hinaus besteht in unserer Praxis die Möglichkeit, Geschichten schreiben zu lernen und  Texte zu erproben, mit der Sprache zu spielen und so den eigenen „Ton“ zu finden.